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Peeping Tom

VonMichael Powell

MitKarl-Heinz Böhm, Moira Shearer, Anna Massey, Maxine Audley

Jahr1960

Dauer101min.

Teil der Special Reihe NACHTBLENDE
Nachtblende: CREEPY PEEKS

„I bet Hitchcock wished he made this.“ cassandra on Letterboxd

Drei Monate bevor Hitchocks PSYCHO die Kinos eroberte, verstörte Michael Powells medienreflexiver Ausnahmefilm AUGEN DER ANGST (dt. Verleihtitel) sein leider viel zu kleines Publikum. Das filmtheoretisch wie genretechnisch ergiebige Werk erfuhr erst Ende der 70er, durch die Hilfe von Paul Schrader und Martin Scorsese, die Würdigung, die es immer schon verdient hatte, und eröffnet das vierte Programm der Nachtblende. Willkommen zu den CREEPY PEEKS!

Mark Lewis (Karlheinz Böhm) arbeitet tagsüber als Kameramann auf Filmsets, um nachts seiner gestörten filmischen Obsession nachzugehen. Er sammelt selbst gedrehte Aufnahmen von Frauen, die von ihm mit Kamerastativ ermordet werden. Es ist weniger der Tod an sich, für den er sich interessiert, als die auf Zelluloid gebannte Todesangst. Er führt somit auf pervertierte Weise die bereits ziemlich perverse Arbeit seines verstorbenen Psychoanalytiker-Vaters fort. In Konflikt mit seinem Lebensprojekt gerät Mark erst durch seine Nachbarin Vivian (Moira Shearer), der er näher kommt, als für die beiden gesund ist…

Der Begriff „Peeping Tom“ geht auf eine alte Sage zurück, der zufolge es einem ganzen Dorf im 11. Jahrhundert verboten war, aus dem Fenster zu schauen, während eine Adelige nackt durch die Straßen rannte. Einer widersetzte sich, indem er seinem Schautrieb und später genau deswegen auch dem Henker erlag. Sein Name war Tom und seitdem ist „Peeping Tom“ ein Synonym für den heimlichen Spanner. Mark in Michael Powells Film schaut nicht durch ein Fenster und auch nicht durch das Schlüsselloch. Er schaut durch die (zum Teil versteckte) Kamera, teilt sich den tödlichen Blick mit dem Publikum und macht es zu wissenden Voyeur:innen.

In PEEPING TOM wird die Kamera als gefährliches Instrument inszeniert und somit ein Assoziationsraum geöffnet, der auch aktuelle filmtheoretische Diskurse einschließt. Powell dekonstruiert das Filmemachen unter anderem als perverse Obsession und thematisiert Machtverhältnisse, die über den Blick, aber auch am Set ausgetragen werden. Der Regisseur dürfte schon vor Kinostart zu seinem Hauptdarsteller gesagt haben, dass der Film seiner Zeit voraus sein wird. Die verheerenden Kritiken, die geringen Besucherzahlen und das vorläufige Ende seiner eigenen Karriere und der seines Hauptdarstellers Karlheinz Böhm hatte er nicht vorausgesehen.