Mamá
Xun Sero gehört dem indigenen Volk der Tzotzil an. Weil er ohne Vater aufwuchs, wurde er von vielen aus seinem Dorf im Süden Mexikos verspottet und ausgegrenzt. Lange hat er dafür seine Mutter Hilda verantwortlich gemacht, mit der ihn eine Hassliebe verbindet. Als junger Erwachsener und angehender Regisseur beginnt er langsam, sein Verhalten zu reflektieren. Er beschließt, einen Film über seine Mutter zu drehen. Nie gestellte Fragen, verdrängte Traumata und unausgesprochene Konflikte kommen dabei an die Oberfläche.
Mit der Handkamera und vielen Fragen im Gepäck begleitet er seine Mutter auf ihren täglichen Wegen. Nach und nach entsteht dabei nicht nur das Porträt einer ungewöhnlich mutigen Frau, sondern auch das Bild einer Gesellschaft, in der Gewalt gegen Frauen an der Tagesordnung ist. Die Frage „Mamá, wer bist du?“, die Xun Sero als Ausgangspunkt für die Aufarbeitung seiner eigenen Familiengeschichte genommen hat, lässt ihn über die sozialen Strukturen in Mexiko reflektieren. Gleichzeitig dokumentiert er in seinem schonungslos ehrlichen Filmdebüt auch das Leben der Indigenen in Chiapas und damit die Traditionen und Lebensweisen einer marginalisierten Bevölkerungsgruppe.