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Retrospektive

Gertrud

VonCarl Theodor Dreyer

MitNina Pens Rode, Bendt Rothe, Ebbe Rode u.a.

Jahr1964

Dauer116min.

Drei Tage aus dem Leben einer emanzipierten Frau. Ihr Ideal der bedingungslosen Liebe ist im Stockholm von 1907 zum Scheitern verurteilt. Die Männer dienen dem Fortschritt und der Kultur. Ihre Sprache beschwört den Liberalismus, aber ihr Trachten gilt der Kar-riere, und ihre Taten verkehren das Beredete in Erpressung. Gertrud nimmt die Gesell-schaft vergeblich beim Wort. Ihr Weg endet in Verweigerung und Einsamkeit. Dreyers letzter Film ist der Triumph eines Stils der Verdichtung und nach innen gekehrter Rigoro-sität. Der getragene Rhythmus, die langen, bohrenden Einstellungen, der Verzicht auf alles Naturalistische und Gefällige und die kalte, feierliche Kalligrafie der Bilder konzent-rieren das Erfahren der Erstarrung, von der der Film handelt. Im Finale verharrt die Ka-mera reglos auf einer geschlossenen Tür. Hinter ihr hat eine gealterte Frau ihre Hoffnun-gen begraben: Dreyers Werk endet, wo kein Einlass mehr ist. (Harry Tomicek)

Foto: Österreichisches Filmmuseum