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Retrospektive

Far From Heaven

VonTodd Haynes

MitJulianne Moore, Dennis Quaid, Dennis Haysbert, Patricia Clarkson

Jahr2002

Dauer107min.

Sie könnten einem Werbeprospekt für das Leben von Suburbanites in den Fünfziger Jahren entsprungen sein, und in der Tat sind die Whitakers „Mr. und Mrs. Magnatech“. So heisst die Haushaltsgeräte-Firma, für die Frank arbeitet und deren propagierten Lifestyle Cathy in Inseraten sowie in der Nachbarschaft mit viel Charme repräsentiert. Im Herbst 1957, in Hartford, Connecticut, ist die Welt in Ordnung und alles hat seinen Platz: die Frau am Herd, der Mann im Büro, die Homos in Spelunken und die Schwarzen im Getto.

Freilich waren die Verhältnisse auch damals schon deutlich komplizierter, davon legen unter anderem die Melodramen-Meilensteine des Douglas Sirk (1897 als Hans Detlef Sierck in Hamburg geboren, von den Nazis ins US-amerikanische Exil getrieben, eines der großen Vorbilder von Rainer Werner Fassbinder) in Technicolor und Cinemascope herzerweichend Zeugnis ab. Das ist erwähnenswert, weil Haynes sich in seinem (oscarnominierten) Originaldrehbuch zu FAR FROM HEAVEN eines der berühmtesten Melodramen Sirks vornimmt, um es transgressiv zu wenden.

ALL THAT HEAVEN ALLOWS (1955) handelt von einer gut situierten Witwe im besten Alter, der die Entrüstung ihrer Kinder über das soziale Gefälle die Liebe zu ihrem Gärtner unmöglich macht. Haynes dreht nun in seinem konsequent im Retrostil gehaltenen Film die Schraube gesellschaftlicher Sanktion noch weiter, indem er der rundum liebenswürdigen, vielleicht etwas naiven Cathy einen Ehemann beigesellt, der gerade unter der Verdrängung seiner Homosexualität zusammenbricht. Darüberhinaus lässt er sie eine Freundschaft mit ihrem schwarzen Gärtner Raymond eingehen, die das Potenzial zur Liebe hat. Im resultierenden Konfliktgeflecht erweist sich die Hautfarbe als Trumpf - Wen kümmert noch der schwule Mann angesichts eines solchen Skandals! – und wird der Marx’sche Begriff vom Nebenwiderspruch vom Kopf auf die Füße gestellt.

FAR FROM HEAVEN gewann zahlreiche Preise, wurde für vier Oscars nominiert, machte Haynes dem Mainstream-Publikum bekannt und stellt einen der Höhepunkte in Julianne Moores an Höhepunkten nicht eben armen Karriere dar.

(Text: Alexandra Seitz)