CASSANDRO THE EXOTICO!
Wrestling ist in seinem Setup nicht selten eine binäre Angelegenheit: Superheld gegen Superbösewicht, wir gegen die, Gut gegen Böse. Im mexikanischen Lucha Libre heißen die Helden „Tecnicos“ (wegen ihrer fairen Technik-Treue) und die Bösewichte „Rudos“ (wie rau, grob oder derb). Aber im Gegensatz zum US-Wrestling gibt es hier noch einen dritten Pol: jenen der „Exóticos“, eine wortwörtlich nichtbinäre Kategorie, die einen Aspekt des Wrestling-Narrativs an der Oberfläche holt, der Wrestling unter der Oberfläche seit jeher ausmacht: Queerness und Drag.
Exóticos sind eine selbstbewusste Jubelfeier all dessen, was queer-gecodete Figuren von Gorgeous George bis Goldust nur streiften. Und kein Exótico ist berühmter als Cassandro. Dem jüngeren nicht-mexikanischen Wrestling-Publikum bekannt durch seine Teilnahme an der „Clusterfuck Battle Royal“ und dem Ballroom/Wrestling-Hybridevent „EFFY’s Bug Gay Brunch“, lässt sich Cassandro hier durch sein Leben als Performer begleiten und geht dabei fast schon rituell durch die ganze Palette an Wrestling-Biografie-Momenten: Glam und Alltag, Heldentum und (Body-)Horror, Ego und Selbstaufgabe, immer auf der Suche nach der ungebrochenen Fabelhaftigkeit zwischen den Extremen.