Berlin-Jerusalem
Für seinen zweiten Spielfilm ließ sich Gitai von historischen Ereignissen inspirieren, die mit seiner Familiengeschichte verwoben sind: Es geht um eine frühe jüdische Siedlung in Palästina vor dem Zweiten Weltkrieg. Im Zentrum stehen die vor den Nazis geflüchtete Dichterin Else Lasker-Schüler und die aus Russland stammende Intellektuelle Manja Schochat, eine der führenden Zionistinnen ihrer Zeit. Sie war bereits 1905 als Mitglied eines experimentellen Kibbuz nach Jerusalem gekommen. Die dekadenten Berliner Cafés, in denen der Film beginnt, sind bereits vom Ruch des kommenden Terrors durchzogen, doch die Situation der Einwanderer in Jerusalem ist auch ernst. Gitais revisionistisches, experimentierfreudiges Porträt der Ursprünge des Zionismus ist eine der komplexesten und lohnendsten Auseinandersetzungen mit dem Thema: Er verweigert sich der ideologischen Vereinnahmung der Bewegung zu voreingenommen Zwecken und plädiert wie immer für ein tieferes Geschichtsverständnis. (Jurij Meden)
Foto: Österreichisches Filmmuseum