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Überraschungsfilm: KEINE TABUS – NUR 24-INCH PYTHONS, BROTHER!

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So schwarzweiß die Erzählwelt des Wrestlings ist, so graustufig ist seit jeher die Auseinandersetzung seiner Fans mit den Widersprüchlichkeiten ihrer Held:innen. Wer sich in den Achtzigern und Neunzigern die Welt der Hackler-Oper zum Obsessionsziel auserkor, wusste intuitiv und lange vor Bekanntwerden der ersten Steroid-, Übergriff- und Rassismus-Skandale: Nicht alles, was der Fall ist, ist auch der Idealfall.

Die Hauptperson unseres Überraschungsfilms ist einer dieser Fälle. Und trotz „Python-Armen“ und Hufeisen-Bart kannte man ihn in den letzten zehn Jahren seines Lebens in der Öffentlichkeit eher wegen seiner rassistischen Aussagen und seiner Werbung für die MAGA-Sekte. Sein Niedergang (übrigens auf den Tag genau zehn Jahre vor seinem Tod) startete mit Schlagzeilen rund um sein Sextape, das Gawker damals trotz aller Drohungen veröffentlichte und das dem Medium am Ende seine Existenz kosten sollte. Nicht wegen dem, was man sah, sondern wegen dem, was man hörte, als der alternde Leiberl-Zerreißer (vermeintlich außer Hörweite seiner Maniacs) beim Pillow-Talk über den Freund seiner Tochter vor sich hin mäanderte: „I guess we’re all a little racist. Fucking n***er.“

Entsprechend wurde er bei seinem letzten Wrestling-Auftritt, im Januar 2025 in L. A., von den Fans konsequent aus der Halle gebuht. Zugleich ist er aber auch bis heute der wohl bekannteste Charakter des Showsports und steht im Mainstream wie kein anderer synonym für Wrestling. In unserer Retrospektive werfen wir daher auch einen Blick auf jene Flecken Wrestling-Filmgeschichte, die von der Wirklichkeit seither in Sachen Moralstandards überholt und überschrieben wurden, und wagen eine Zeitreise zurück zu einem kleinen, tabulosen Juwel des Schundfilms — zwischen Nostalgie und Neuevaluierung.

Denn bei aller berechtigten Kritik an seinem Hauptdarsteller ist unser Überraschungsfilm auch ein Zeitdokument, das inhaltlich auf der richtigen Seite der Geschichte steht; eine beschwingte Gesellschaftskritik am Turbokapitalismus, voller funkelnder Cameos alter Wrestling-Granden. Ein cineastischer Tiefflug voller Weichzeichner, Kettenhemden und Discokugeln, der mit dem Finger auf Anzug tragende Corporate-Clowns (wie sie heute die WWE dominieren) zeigt. Wenn von dem unbrüderlichsten Brother des Businesses nur eins übrig bleiben sollte, dann dieser Streifen aus Slapstick, Klassenkampf-Komik und einem Wrestling-Match als Lösung aller Probleme. Ein Film, der sich anfühlt wie RoboCop, wenn man RoboCop das Budget für Drehbuch und Production-Design gestrichen und stattdessen in Kokain investiert hätte. Das verzeiht zwar nicht ganz seine Hauptrolle; aber als Wrestling-Fan hat man wie gesagt gelernt, mit Widersprüchen und Bruchstellen zu leben.

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Die Antithese dazu stellt unser Vorprogramm dar: Zum Ausgleich für den Stereotypen-Marathon zeigen wir den Titelgewinn von Ron Simmons (dem Internet-Publikum vor allem bekannt als Gesicht des viralen „DAMN!“-GIF), dem ersten schwarzen Champion der Wrestling-Geschichte (12’).