Toilette
Die Entdeckung der Langsamkeit. Eine Frau mit Kimono – Friederike Pezold selbst – vor Kamera und Monitor. Mit dem Abstreifen des Textils nimmt ein hypnotischer Kehraus des überfrachteten Bilderramschladens unserer Gegenwart seinen Lauf. Immer ein Körperteil rückt in extremer Nähe ins Videobild. Erst nachdem man sich an die Entschleunigung gewöhnt hat, werden Details erkennbar. Der Körper gibt sein Geheimnis nicht letztgültig preis, oder anders formuliert: erhält seine Aura des Geheimnisvollen zurück. 1979 im Forum der Berlinale uraufgeführt, entkoppelt Toilette den Blick jeglicher Ökonomie. Es ist radikales Kino im besten Wortsinn: revolutionär, ohne mit missionarischen und eindeutig verständlichen Botschaften um sich zu schlagen. Ein Körperfilm voll der Sinnlichkeit, ein Exkurs vermittels ureigener filmischer Form. Kino der Physis – auf der Leinwand und als Erfahrung im Zuschauerraum. (Sebastian Höglinger)
Wir zeigen eine digitale Restaurierung des Österreichischen Filmmuseums basierend auf einem 16mm-Duplikatnegativaus der eigenen Sammlung; die Tonvorlage stammt von einer 16mm-Serienkopie aus der Sammlung des Filmarchiv Austria. Im Auftrag von Frie-derike Pezold und mit Unterstützung vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentli-cher Dienst und Sport.
Julia Franz Richter liest aus der unveröffentlichten Autobiografie von Friederike Pezold
Foto: Österreichisches Filmmuseum