Sedmikrásky (Tausendschönchen)

In diesem erfrischenden Spielfilm verzweifeln zwei Frauen, Marie I und Marie II, am Zustand der Welt. So drehen sie den Spieß um, pfeifen auf Konventionen und tanzen dem Patriarchat auf dem Kopf herum. Věra Chytilová (1929–2014) schuf mit Sedmikrásky ein wegweisendes, anarchisches Meisterwerk, das die Möglichkeiten des Films auf kreativste Weise auslotet: Experimentell sowohl in der fragmentarischen Erzählweise als auch im ästhetischen Einfallsreichtum zwischen Farbrausch, klarem Schwarzweiß und surrealen Animationen besticht der Film nach wie vor mit scharfsinniger Subversion. Chytilová, die als erste Frau an der berühmten Prager Filmhochschule FAMU Filmregie studierte und als einzige Frau der Tschechischen Neuen Welle der 1960er Jahre reüssieren konnte (wie ihre Kollegin Agnès Varda in der französischen Nouvelle Vague), erhielt von der kommunistischen Regierung 1969 wegen ihrer als "unsozial" eingestuften Filme ein Arbeitsverbot, das 1975 auf ihre Bitte hin aufgehoben wurde. (A.P.)

Foto: Národní filmový archiv