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One-Eyed Jacks

VonMarlon Brando

MitMarlon Brando, Karl Malden, Katy Jurado, Slim Pickens, u.a.

Jahr1961

Dauer141min.

Sonora, Mexiko, im Jahr 1880: Nach einem Banküberfall werden die zwei Gesetzlosen Rio (Marlon Brando) und Dad Longworth (Karl Malden) von der Polizei in die Enge getrieben. Longworth soll ein weiteres Pferd für ihre Flucht holen und wagt einen Ausbruchsversuch - doch er kehrt nicht zurück und überlässt Rio seinem Schicksal. Der wird gefasst und verbringt die nächsten fünf Jahre in der Hölle eines mexikanischen Gefängnisses. Als ihm schließlich die Flucht gelingt, hat er nur eines im Sinn: Rache an seinem ehemaligen Kumpel zu nehmen, der ihn damals im Stich gelassen und sich mit der Beute aus dem Staub gemacht hat.

Er spürt Dad in Monterey in Kalifornien auf, wo dieser inzwischen ein respektables Leben als Sheriff der Stadt führt. Er ist mit der Einheimischen Maria (Katy Jurado) verheiratet und stolz darauf, ihrer Tochter Louisa (Pina Pellicer) ein guter Stiefvater zu sein. Rios Racheplan sieht vor, diese bürgerliche Idylle seines früheren Freundes zu zerstören: indem er zuerst Louisa verführen und schließlich Dad umbringen will. Doch er verliebt sich in die junge Frau, und die Dinge sind plötzlich nicht mehr so klar und einfach. Dad wiederum will Rio ausschalten, weil er der einzige ist, der Dads dunkle Vergangenheit kennt. Ein psychologisch spannendes und gewalttätiges Drama nimmt seinen Lauf...

ONE-EYED JACKS ist die erste und einzige Regie-Arbeit von Marlon Brando. Ursprünglich sollte der damals junge und aufstrebende Stanley Kubrick Regie führen - doch nach heftigen Differenzen mit Brando, der die Rechte zum Stoff gekauft und klare Vorstellungen für den Film hatte, zog sich Kubrick zwei Wochen vor Drehbeginn vom Job zurück - und Brando übernahm selbst. Dass er nicht viel Regie-Erfahrung hatte, merkte man an einem gewissen Chaos bei der Produktion, die statt zehn Wochen volle sechs Monate dauerte und das geplante Budget um ein Vielfaches überstieg. Der manchmal unentschlossene, manchmal pingelige Regisseur drehte Unmengen an Material. Acht Stunden dauerte der erste Rohschnitt, den er auf fünf Stunden für das Filmstudio reduzierte; dieses bestand auf Nachdrehs, um die Story zu entschärfen und kürzte den Streifen schließlich ohne Brando auf knapp zweieinhalb Stunden.

Dem Status des Films als äußerst innovativem, eigenständigem Western tat dies keinen Abbruch. Denn Brando begnügte sich nicht mit einer bloßen Nachahmung anderer Filme des Genres. Stattdessen nutzte er den Racheplot des Films, um die Grundstrukturen des Genres zu dekonstruieren und ONE-EYED JACKS in ein faszinierendes Bindeglied zwischen den blitzsauberen Western des klassischen Hollywood und den revisionistischen Western des New Hollywood zu verwandeln. Insofern und auch in seiner Ambivalenz und Gewalttätigkeit nimmt der Film einige Aspekte der späteren Italowestern vorweg. Ebenfalls untypisch für einen Western wurde ONE-EYED JACKS in Big Sur in Kalifornien gedreht, viele Szenen spielen direkt am Pazifik - auch dies eine großartige Idee von Marlon Brando. Insgesamt gilt ONE-EYED JACKS inzwischen als außergewöhnlicher Western-Noir mit famosen Schauspieler-Leistungen voller Intensität - und wurde 2016 in restaurierter Fassung in der Klassiker-Schiene in Cannes präsentiert und zwei Jahre später von der Library of Congress für die Archivierung im National Film Registry der Vereinigten Staaten ausgewählt.