Norte, the End of History
Der begabte Jus-Student Fabian hat sich zurückgezogen, führt aber weiterhin Debatten, in denen er seine vage Nietzscheanische, antisoziale Philosophie predigt. Als er sie durch den Mord an einer gierigen Geldverleiherin in die Tat umsetzt, wird ein Bauernsohn zum Sündenbock gestempelt. Während dessen Frau um seine Freilassung aus dem Gefängnis kämpft, zieht Fabian unbehelligt übers Land. Lav Diaz schafft in seinen epischen Entwürfen die Fusion von romanhafter Tiefe und filmischer Breite – lange »Echtzeit«-Einstellungen und langsame, subtil gesetzte Fahrten durch »Alltagsszenarien« mit symbolischen Obertönen. Auch die schmerzlich genaue Seelenforschung und der große Geschichtsentwurf werden bei Diaz eins. Seine menschlichen Tragödien sind immer auch die historischen Tragödien seiner Nation: Fabian ist zugleich Dostojewskis Raskolnikow und Ex-Präsident/Diktator Marcos. (Christoph Huber)
In Anwesenheit von Lav Diaz.
Foto: Österreichisches Filmmuseum