Los
Los ist der Mittelpunkt und fast naturgemäß die lebhafteste unter den drei ungeahnt schönen und strengen Studien, die James Benning dem Bundesstaat Kalifornien gewid-met hat. 35 unbewegte Einstellungen porträtieren die Gegend rund um Los Angeles, aber auf der Tonspur und in den exakt komponierten Bildrahmen passiert mehr als man denkt. Manchmal zeigt Bennings Film gänzlich unbevölkerte Orte (bzw. solche, an denen die Menschen wie weggepackt in ihren Fahrzeugen verweilen); auch dies betont seine Opposition zum herkömmlichen Erzähl- und Blickregime. Gleichzeitig gewinnt die unkonventionelle, aber keineswegs unzugängliche Form der Erzählung mit jeder Einstellung an Spannung, indem sich formale Elemente ergänzen, wiederholen oder kontrastieren: Paradoxerweise scheinen die Dinge gleichzeitig klarer und geheimnisvoller zu werden. Irgendwann, in einer der unvergesslichsten Einstellungen von Los, wird eine austauschbar wirkende Kreuzung im Schatten des darüber donnernden Jumbos zu etwas ganz Einzigartigem. (Christoph Huber)
Einführung von James Benning in englischer Sprache
Foto: Österreichisches Filmmuseum