Donnerstag
08.01. 20:30
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Filmmuseum
Wien
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Für seinen zweiten Film kann Luchino Visconti endlich auf einen Stoff des von ihm verehrten Giovanni Verga zurückgreifen, der sieben Dekaden zuvor die italienische Literatur als Hauptvertreter des Verismus mitgeprägt hatte. Mit La terra trema gelingt Visconti dann auch der wohl reinste Ausdruck des filmischen Neoverismus: ein Epos vom Alltag im armen sizilianischen Fischerdorf Aci Trezza. Statt Schauspieler*innen: echte Einwohner*innen, die in ihrem für Nicht-Sizilianer*innen unverständlichen Akzent reden. Statt künstlicher Kulissen: die Welt im Naturlicht. Statt konventioneller Erzählung: die Details des Lebens, das Verstreichen der Zeit in kühn unverdichteten Blöcken von Wirklichkeit. Diese formen auch eine Geschichte der Auflehnung gegen ausbeuterische Zusammenhänge. Viscontis Radikalität im Quasidokumentarischen vermählt sich aber auch mit opernhafter Wucht und einer Stilisierung, die "natürliches" großes Kino produziert – das unvermeidliche neorealistische Paradox. (C.H.)