La fórmula secreta (Die Geheimnisformel) / Simón del desierto (Simon in der Wüste)

Mit La fórmula secreta reitet Regisseur Rubén Gámez zur Poesie von Juan Rulfo eine Attacke gegen die Zustände im Land: "Seltsame und halb surrealistische Alpträume – irgendwie auf eine mexikanische Realität bezogen" sieht Amos Vogel als Grundmuster dieses delirierenden Bildersturms, der nicht nur mit nationalen Mythen und dem ökonomischen Kolonialismus abrechnet, sondern auch mit den Konventionen der me-xikanischen Filmindustrie. Der bahnbrechende Werbefilmer und Aktivist Gámez gewann damit fast alle Preise beim von der mexikanischen Kinogewerkschaft ausgeschriebenen "Ersten Wettbewerb des Experimentalfilms". Zeitgleich drehte Luis Buñuel für Simón del desierto ein letztes Mal in Mexiko. Der heilige Simon soll im 5. Jahrhundert Dekaden seines Lebens auf einer Säule in der syrischen Wüste verbracht haben. Buñuels satirische Filmversion der Legende konfrontiert den Asketen (Claudio Brooks) auf seiner Säule mit einem verführerischen Teufel in Frauengestalt (Silvia Pinal), dem er standhaft widersteht. Am Ende findet er sich aber in einer "zeitgenössischen Hölle" wieder, so Vogel: "das heutige Amerika im letzten Stadium seines Verfalls". (Christoph Huber)

Einführung von Christoph Huber

Foto: Österreichisches Filmmuseum