La Belle Dame Sans Merci
Germaine Dulac spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung eines modernen »impressionistischen« und politisch progressiven Kinos, das nach einer Form sucht, um das Innenleben seiner Figuren erfahrbar zu machen. Für diese Erzählung ließ sich Dulac von einer Ballade des englischen Dichters John Keats inspirieren: Nachdem die Schauspielerin Lola de Sandoval von ihrem Liebhaber verlassen wurde, beginnt sie mit den Gefühlen ihrer nachfolgenden Verehrer zu spielen. Statt nur eine klassische Femme fatale darzustellen, bricht Dulac vielmehr eng gefasste, eindimensionale Frauenbilder ihrer Zeit auf. Die französische Bourgeoisie wird in »einer der persönlichsten und modernsten Arbeiten der Regisseurin« (Il Cinema Ritrovato) nebenbei auch noch aufs Korn genommen und sorgt für die entsprechende Portion Sarkasmus. (Bianca Jasmina Rauch)