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Kadosh

VonAmos Gitai

MitYaël Abecassis, Yoram Hattab, Meital Barda, Uri Klauzner

Jahr1999

Dauer110min.

Schon in der ersten Szene kommt der Film zum Kern des Konflikts, aus dem sich das Drama entwickeln wird. Ein Mann steht in der Früh auf, rücksichtsvoll leise, um seine Frau nicht zu wecken, und zelebriert frontal zur Kamera in einer langen Einstellung das Ankleideritual eines orthodoxen Juden. Von der Waschung der Hände und des Gesichts über das Umlegen der Gebetsschals bis zum abschließenden Gebet „Gelobt seist du …, der mich nicht als Frau erschaffen“. Diese Dankesformel zerstört das Beziehungsgeflecht zwischen Menschen auf dramatische Weise (die Auffassung vom höheren Status des Mannes ist bekanntlich noch weit verbreitet). Der Film spielt fast zur Gänze in Jerusalems abgeschottetem ultraorthodoxen Stadtviertel Me’a Sche’arim. Bei Gitai geht es immer wieder um Grenzen, die zu überwinden sind, um Menschen und Nationen zu versöhnen, hier um die Grenze zwischen unterschiedlichen Denkweisen, hin zu Offenheit und Toleranz. Ein politischer, beklemmender, trauriger, ein großartiger Film. (Birgit Flos)

Foto: Österreichisches Filmmuseum