Jinsei
Ein Leben in zehn unvergesslichen Kapiteln. Unser namenloser Protagonist – mal gemobbt, mal gefeiert – erlebt eine Reise durch Identität, Ruhm und gesellschaftliche Abgründe. In seiner Heimatstadt Sendai beginnt alles mit dem Verlust der Mutter und endet lange Jahre später in der surrealen Leere der Moderne. Allround Könner Ryūya Suzuki, der das Werk allein in nur 18 Monaten geschrieben, gezeichnet und auch komponiert hat, entwirft mit minimalistischer Animation ein Mosaik des Menschseins. Der Stil wechselt mit jedem Kapitel: von stillen, gedeckten Bildern zu farbintensiven Explosionen, von nüchternem Alltag zu metaphysischen Visionen. Der Film greift zentrale Themen unserer Gegenwart auf: soziale Isolation, Vermarktung von Menschen, Kommerzialisierung von Hoffnungen oder eine imminente Angst vor Krieg und Zerstörung. Diese verbindet er mit schwarzem Humor und stiller Wucht. Der Held bleibt ein emotionales Rätsel, das sich im Lauf der Episoden immer neu benennt: Kuro, Zen oder sogar Gott. Doch im Kern bleibt er unbekannt. Und wenn nach einer langen Wanderung durch die Zeit der Vorhang fällt, bleibt die Frage: Ist der Mann ohne Namen ein Erlöser, ein Wahnsinniger oder nur ein Spiegel unserer eigenen Sehnsüchte?