I See The Sun
Der Schrecken des Kriegsausbruchs, die unfassbare Realität einer neuen Zeit: Heute wird man Gogoberidzes Zweitfilm über den „Großen Vaterländischen Krieg“, der ein georgisches Dorf erschüttert, mit neuen Augen sehen – vielleicht mit jenen ihrer sanften Heldin. Khatia ist blind und sieht nur zwei Dinge: die Sonne vor ihr und den Waisenjungen Sosoia, dessen Moral und Liebe sie spürt. Auf einem Esel wird er sie führen, durch eine Welt (allzu) menschlicher Begegnungen. Verwundete, Deserteure, betroffene Dorfbewohner*innen, die umfassenden Beschädigungen des Lebens durch den in der Ferne wütenden Zweiten Weltkrieg. Wie im Debütfilm werden Blicke, wird das Sehen selbst zum großen Thema – zur Allegorie von Menschlichkeit und Hoffnung, trotz allem. Nach Gogoberidzes eigener Aussage kein Autorenfilm, stattdessen eine filmpoetische Auseinandersetzung mit dem Autor Nodar Dumbadze, dessen unprätentiöse Subtilität sie schätzte. (Gaby Babić/Barbara Wurm)
Foto: Österreichisches Filmmuseum