Henry – Portrait of a Serial Killer
1985, am Zenit des Slasherfilms, soll John McNaughton für kleinstes Geld Horrorstangenware liefern. Was er den Produzenten schließlich vorlegt, schockiert nicht nur diese, sondern auch die US-Jugendschutzbehörde. Jahrelang verweigert sie Henry – Portrait of a Serial Killer die Einstufung und droht stattdessen mit dem gefürchteten X-Rating, welches eigentlich Pornos vorbehalten ist. Die Geschichte von Henry, der mit seinem ehemaligen Zellengenossen Otis so selbstverständlich wie emotionslos mordet, war daher lange Zeit nur auf Filmfestivals und dem Midnight Movie-Circuit zu sehen, bis er schließlich 1990, nach über vier Jahren im Verwertungslimbo, doch noch regulär ins Kino kommen durfte. McNaughtons beinahe dokumentarisch wirkendes Porträt, basierend auf Leben und Taten des Serienmörders Henry Lee Lucas, ist auch heute noch ein überragendes, verstörendes Werk zur Banalität des Bösen, getragen von einer Jahrhundertleistung des damals noch komplett unbekannten Michael Rooker. (Markus Keuschnigg)
Einführung von Markus Keuschnigg am 31. Oktober 2024
Foto: Österreichisches Filmmuseum