Cœur de gueux

Ein zurückhaltendes, doch bewegendes Melodram, das sich vor dem Hintergrund des Zirkus- und Wanderlebens entfaltet. Als Vorlage diente der gleichnamige Stummfilm von Alfred Machin und Henry Wulschleger aus dem Jahr 1925. Eine junge Frau wird verführt und verlassen, sie schließt sich daraufhin einer Truppe umherziehender Schausteller an. Epstein schrieb an den Dialogen mit, doch bleibt er seiner Sensibilität aus Stummfilmzeiten treu, die zugleich einen modernen Zug behält: Das Sozialdrama des Originalfilms wird mit der Vorliebe des Regisseurs für visuelle Poesie angereichert. So zählt Cœur de gueux eindeutig zu Epsteins kommerziellen Projekten und folgt den Regeln der Melodramatik, aber die Grenzen des Genres werden von Epsteins meisterhafter Präzision im Erzählen und der mit Understatement präsentierten emotionalen Wucht transzendiert. Zwar verzichtet der Filmemacher hier auf visuelle Experimente, aber sein Humanismus und seine Faszination für Außenseiter treten umso stärker hervor. (J.-M.G.)

Courtesy Cinémathèque française